Reden kostet nichts. Schweigen schon.

Am 10. September ist Welttag der Suizidprävention

Ich hätte ihn lieber weinend an meiner Schulter gehabt, als nächste Woche zu seiner Beerdigung gehen zu müssen – mit diesen Worten forderte der Mixed-Martial-Arts Kämpfer Paddy Pimblett nach einem Kampf im vergangenen Jahr insbesondere Männer dazu auf, in Krisenzeiten offen über ihre Sorgen zu sprechen. Kurz zuvor hatte sich ein Freund von ihm suizidiert.

In der Evangelischen Beratungsstelle gilt der Leitsatz Reden hilft! – doch das ist manchmal leichter gesagt als getan. Es gibt Gedanken und Gefühle, die sich durch Tabus oder Schamgefühle schwerer aussprechen lassen. Beispielsweise dann, wenn das eigene Leben unerträglich geworden ist. Wussten Sie, dass in Deutschland mehr Menschen durch Suizide sterben als durch Verkehrsunfälle? Jeden Tag in etwa 25 Personen . Und doch wird Suizidalität tabuisiert. Anlässlich des 20. Welttages der Suizidprävention bietet das Team der Beratungsstelle gleich zwei Veranstaltungen an.

Veranstaltungen am 06. und 10. September:

Um das Schweigen zu brechen

Mittwoch, 06. September von 14 bis 17:30 Uhr auf dem Vorplatz der Kreuzkirche : Mit einem Info-Stand geben wir dem Thema Raum. Dazu können beim Bemalen von Jutebeuteln (gegen Spende) oder mitgebrachter Kleidung kreative Kräfte entfaltet werden! Alina Riese von handgemaltes leitet dazu einen Malworkshop. Außerdem bieten wir bei Redebedarf Beratung To Go an, also ein Gespräch mit einem unserer Berater*innen. Das kann in entspannter Atmosphäre bei einer Waffel oder einem Spaziergang im Hofgarten geschehen. Um 16:30 Uhr hält Notfallseelsorger und Pfarrer Albrecht Roebke eine Andacht in Gedenken an alle durch Suizid Verstorbenen und deren Angehörige.

Sonntag, 10. September um 18:30 Uhr: Gemeinsam mit dem Evangelischen Forum zeigen wir das emotionale Drama Close (OmU) in der Bonner Kinemathek in der Brotfabrik mit anschließendem Publikumsgespräch und Gesprächsangebot unserer Fachkräfte. Zum anschließenden Publikumsgespräch sind als besondere Gäste Almut van Niekerk, Theologin und Superintendentin des Kirchenkreises An Sieg und Rhein, Chris Paul , Trauerbegleiterin und Fachautorin, sowie Mitglieder des Vereins AGUS – Angehörige um Suizid eingeladen. Hier geht es zum Trailer ! Tickets gibt es über die Kinemathek . Achtung: Der Eintritt ist für Schüler*innen, Auszubildende und Studierende unter 27 Jahr gratis!

„Suizidgedanken sind gar nicht so selten”, so Thomas Dobbek, Psychologe und Leiter der Beratungsstelle. „Dahinter stecken oft subjektive Gefühle der Ohnmacht und der absoluten Ausweglosigkeit“. Der Wille zu Sterben beinhaltet dabei meist eher den dringenden Wunsch nach grundlegenden Veränderungen. Wenn wir offener darüber sprechen würden, dann könnten wir die Bereitschaft steigern, Hilfe anzunehmen. Und möglicherweise Leben retten. Mit einer vertrauten Person in Kontakt zu treten und die Sorgen zu teilen, ist oft der erste und wichtigste Schritt. Das kann jemand aus der Familie oder aus dem Freundeskreis sein, aber auch eine anonyme Person, z.B. bei der Telefonseelsorge oder in einer Beratungsstelle . Und vielleicht werden die erdrückenden Gedanken durch das Aussprechen schon etwas kleiner.

Besonders wichtig ist es, den Betroffenen mitfühlend zu begegnen und empathisch zuzuhören. Der Todeswunsch sollte zu jeder Zeit ernst genommen und die Sorgen nicht kleingeredet werden. Auch wenn es sich komisch anfühlen mag: Verständnis für die Suizidgedanken zu zeigen bedeutet nicht, den Wunsch gutzuheißen. Es bedeutet, dass sich Betroffene verstanden und gesehen fühlen.

Der 10. September wurde 2003 von der Weltgesundheitsorganisation und der International Association for Suicide Prevention als Welttag der Suizidprävention ausgerufen, um die Gesellschaft für Suizidalität zu sensibilisieren. Und auch Zeit zur Trauer geben: Trauer um die durch Suizid verstorbenen Menschen ebenso wie für deren Hinterbliebene. Dafür stellen Unterstützer*innen weltweit um 20 Uhr eine Kerze ins Fenster und machen damit auf die Wichtigkeit von Suizidprävention aufmerksam.

Hilfsangebote – schnell, kostenlos und anonym

Der KrisenKompass ist eine App der TelefonSeelsorge und dient als „Notfallkoffer für die Hosentasche“.

Die TelefonSeelsorge ist unter den Rufnummern 0800 111 0 111 und 0800 111 0 222 rund um die Uhr erreichbar. Online gibt es die OnlineSeelsorge !