Davonlaufen bringt nichts – die Laufstaffel der Beratungsstelle beim Deutsche Post Marathon

  • Jennifer Trierscheidt

Auch Beratungsstellenleiter Thomas Dobbek lief mit! (Foto: Sportonline Foto)

Trotz vorangegangener Verletzungen und Ausfällen wusste unser Team: davonlaufen bringt nichts und lief nach vier Stunden als Staffel ins Ziel des diesjährigen Bonner Marathons ein.

Es war der erste nach dreijähriger Corona Pause.

Gibt in der Laufgruppe das Tempo vor: Gerrit Schmelter (Foto: Sportonline Foto)

Jeden Dienstagnachmittag joggen sie vom Haus der Kirche in Richtung Rheinaue los – und das seit über vier Jahren. Im Herbst 2018 saß unser Beratungsstellenteam nach einem Betriebsausflug bei Tapas zusammen und tauschte sich aus. Eine gemeinsame Leidenschaft für Sport und Suche nach Gleichgesinnten führte zur Gründung einer Laufgruppe, die seitdem regelmäßig und motiviert durch Psychologen Gerrit Schmelter ihre Runden dreht.

Christiane Wellnitz beim Lauf über die Kennedybrücke (Foto: Sportonline Foto)

Das Training motivierte die Gruppe bereits 2019 zum Staffellauf. Diesen Sonntag nahm sie, nachdem Pfarrer Martin Engels gemeinsam mit Kaplan Christian Jasper in der Schlosskirche den geistigen Startschuss gegeben hatte, am 20. Deutsche Post Marathon teil.

Neben tausenden Sportfans liefen sie nach einer Gesamtstrecke von 42,195 km auf dem Marktplatz über die Ziellinie. Eine ausgelassene Stimmung lag über der Stadt, in ganz Bonn war „der Bär los“, so Christiane Wellnitz, stellvertretende Leiterin der Beratungsstelle.

Blaue Laufshirts mit Botschaft

Kai Enters im Beratungsstellen-Shirt: „Davonlaufen bringt nichts! Psychologische Beratung für alle“ (Foto: Privat)

Für den großen Tag schlüpfte die Gruppe in blaue Laufshirts mit der Aufschrift: „Davonlaufen bringt nichts!“. Damit spielt sie auf die Hemmung vieler Menschen an, in psychischen Krisen professionelle Hilfe anzunehmen. Der Wunsch, vor den Herausforderungen wegzulaufen statt sich ihnen zu stellen, ist ein zutiefst menschlicher, schafft aber keine Linderung. Die Shirts kamen auch bei vorüberziehenden Läufer*innen gut an. Manch einer hinterließ ein paar knappe Worte des Zuspruchs, bei anderen stellte sich sogar ein längeres Gespräch darüber ein. Ein voller Erfolg also! Auf dem Shirt lässt sich aber auch ein zweiter Satz lesen, der uns besonders am Herzen liegt und die Unsicherheit vor einer potentiellen Anmeldung nehmen soll.

Bei uns gibt es „Psychologische Beratung für alle“, unabhängig von Vergangenheit, Zugehörigkeit einer oder keiner Religion, ethnischen oder sozialen Herkunft, Behinderung, des Alters, des Aussehens, der geschlechtlichen Identität, sexuellen Orientierung, der Nationalität, Sprache oder Kultur.

Und sobald die Laufstaffel sich vom Marathon-Tag erholen konnte, hört man es auf dem Flur der Beratungsstelle: „Gehen wir heute laufen? Denn natürlich ist nach dem Marathon immer auch ein bisschen vor dem Marathon.